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ReZeitKon I gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung

Abschlusstagung „Zeit und Nachhaltigkeit“

Welche Rolle spielt Zeit für Nachhaltigkeit? Diese Frage stand im Zentrum einer Onlinetagung, die am 7./8. Oktober 2021 stattfand. Anlass war der Abschluss des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „Zeit-Rebound, Zeitwohlstand und Nachhaltiger Konsum (ReZeitKon). Seit 2018 untersucht das Projektteam den Zusammenhang zwischen Zeitgestaltung und nachhaltiger Lebensführung.

Auf der Tagung „Zeit und Nachhaltigkeit", die gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik und der Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung ausgerichtet wurde, präsentierte das ReZeitKon-Projektteam (Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Berlin, der Leuphana Universität Lüneburg und des Fraunhofer ISI) zentrale Forschungsergebnisse. Das Projekt „Zeit-Rebound, Zeitwohlstand und Nachhaltiger Konsum" ist Teil des BMBF-Förderschwerpunkts der Sozial-ökologischen Forschung und zeichnet sich durch einen interdisziplinären Ansatz aus, in dem Wissenschaft und Praxis gleichermaßen eine Rolle spielen (= transdisziplinäre Forschung).

WIE KANN ZEITWOHLSTAND ERFASST WERDEN?

Zeitwohlstand wird in der Literatur bereits seit längerem als wichtige Voraussetzung für Lebenszufriedenheit und nachhaltigen Konsum diskutiert. Im Forschungsprojekt ReZeitKon wurde nun erstmals eine Skala zur Messung von Zeitwohlstand entwickelt und validiert. Als wichtigster Aspekt wurde dabei ein angemessener Umfang frei verfügbarer Zeit identifiziert. Weitere Dimensionen von Zeitwohlstand umfassen ein angemessenes Tempo, Planbarkeit, Zeitsouveränität sowie die Synchronisierung verschiedener zeitlicher Anforderungen. Für nachhaltigen Konsum sind vor allem ein gemächliches Tempo sowie die Möglichkeit der Synchronisierung zuträglich.

CORONA-PANDEMIE BEEINFLUSSTE ZEITWOHLSTAND

Im Projekt ReZeitKon wurde auch erforscht, wie sich der Zeitwohlstand während der Corona-Pandemie verändert hat. Während des ersten Lockdowns im April 2020 ist der subjektive Zeitwohlstand leicht angestiegen, was insbesondere auf den Rückgang der Arbeitszeit und die Zunahme der Schlafdauer zurückzuführen ist. Es zeigte sich auch, dass Frauen und systemrelevant Beschäftigte tendenziell einen geringeren Zeitwohlstand haben.

MULTITASKING UND PAUSENFÜLLER ZEHREN AM ZEITWOHLSTAND

Um den eigenen Zeitwohlstand zu erhöhen, greifen Menschen oft auf den Einsatz von zeiteffizienten Techniken, wie Multitasking, zurück. Die Anwendung dieser vermeintlich „zeitsparenden" Praktiken führt häufig zu einem verstärkten Gefühl von Zeitnot. Dieser paradoxe Effekt wird im Forschungsvorhaben ReZeitKon als Zeit-Rebound-Effekt bezeichnet . Die Forschungsergebnisse zeigen, dass insbesondere Multitasking und das Füllen von Pausen den Zeitwohlstand beeinträchtigen, während das schnelle Ausführen von Tätigkeiten ihn tendenziell erhöht. Anhand einer systemdynamischen Modellierung wurden zudem die potenziellen Umweltwirkungen zeiteffizienter Praktiken analysiert.

ZEITNOT BEGEGNEN UND ZEITGESTALTUNGSKOMPETENZ FÖRDERN

In den verbleibenden Projektmonaten liegt der Fokus auf dem Transfer der Ergebnisse. Um Zeit-Rebound-Effekten vorzubeugen und die Zeitgestaltungskompetenz junger Menschen zu fördern, entwickelte das Team an der Leuphana Universität Lüneburg das Toolkit „NachhaltigZeit". Das Bildungsangebot umfasst interaktive Übungen und Reflexionsaufgaben für den Schulunterricht. Mit dem Online-Tool zeitwohlstandsrechner.de, das Ende dieses Jahres veröffentlicht wird, können zudem auch Individuen und Unternehmen den eigenen oder teambezogenen Zeitwohlstand berechnen und in Relation zu verschiedenen Vergleichsgruppen setzen.

Zur Meldung auf fona.de: https://www.fona.de/de/abschlusstagung-zeit-und-nachhaltigkeit.


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