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Umweltbundesamt

Acht Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Jugendbeteiligung

Welche Faktoren sind ausschlaggebend, ob Beteiligungsformate für Jugendliche erfolgreich sind? Dies hat eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes am Beispiel des Themas „nachhaltiger Konsum“ untersucht und umfangreiche Empfehlungen für die Praxis erarbeitet. Ein wichtiges Fazit: Entscheidend ist, ob das eigene Engagement als wirksam und sichtbar wahrgenommen wird.

Jugendliche spielen eine bedeutende Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft, wie das Beispiel der „Fridays for Future“-Bewegung zeigt. Wie Beteiligungsformate aussehen müssen, um erfolgreich zu sein, untersuchte eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes unter Beteiligung von Jugendlichen sowie Expert*innen aus Wissenschaft und Beteiligungspraxis. Die Ergebnisse können eine Grundlage für die erfolgreiche Gestaltung von zukünftigen Aktivitäten zur Beteiligung von Jugendlichen am Umwelt- und Nachhaltigkeitsdiskurs bieten.

Acht Faktoren maßgeblich für gute Beteiligung

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass übergeordnet acht Faktoren maßgeblich Einfluss auf das subjektive Beteiligungserlebnis von Jugendlichen nehmen und dass übergeordnet die Wirksamkeit und Sichtbarkeit des eigenen Engagements die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Jugendbeteiligung sind. Die acht Faktoren sind:

  • Entscheidungsspielräume: Jugendliche müssen die Möglichkeit haben, innerhalb ihrer jeweiligen Beteiligungen Entscheidungen eigenständig (ohne Erwachsene) treffen zu können und die Beteiligung nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
  • Ausstattung: Ausreichende Ressourcen und Sachmittel, aber auch Infrastrukturen, wie analoge oder digitale Räume, und ausreichende Betreuung müssen für das Beteiligungsformat zur Verfügung stehen.
  • Wirksamkeit & Sichtbarkeit: Die Jugendlichen müssen erleben, dass sie durch die Teilnahme an einer Beteiligung etwas bewirken und Einfluss nehmen können.
  • Kompetenzentwicklung & Anerkennung: Hierzu zählen die Möglichkeit zum Erwerb von persönlichen, methodischen, kommunikativen oder organisatorischen Kompetenzen, der Wissenserwerb sowie die finanzielle Vergütung, Zertifizierung von Qualifikationen und Kompetenzen oder sonstige Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung.
  • Arbeitsweisen & MethodenEs sollte ein ausgewogener Mix aus theoretischen Methoden, wie Verfassen von Stellungnahmen, und konkreten und erlebbaren Aktionen angestrebt werden. Online-Formate können eine sinnvolle Ergänzung sein, der direkte Kontakt bleibt aber wichtig.
  • Gruppendynamik: Jugendliche sollten durch die Beteiligung die Möglichkeit haben, mit Gleichaltrigen im Austausch zu sein, gemeinsam etwas zu erarbeiten und zu erleben und sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen.
  • Zeit & AufwandDie Beteiligungsangebote müssen sich gut mit dem Alltag der Jugendlichen vereinbaren lassen. Die Laufzeit einer Beteiligung sollte nicht zu lang angesetzt sein, um auf Umbrüche im Jugendalter eingehen zu könnten.
  • Interaktion & KommunikationEssentiell ist eine Kommunikation „auf Augenhöhe“. Auch spezielle Onboarding-Strukturen können helfen, die Grundlage für eine gute Interaktion und Kommunikation zu legen.

Zwei abgrenzbare Zielgruppen mit unterschiedlichen Anforderungen

Die Studie zeigt auch: Es gibt zwei abgrenzbare Zielgruppen für Jugendbeteiligung, die in ihren Erwartungen und Bedürfnissen unterschiedlich sind und daher auch in den Erfolgsfaktoren differieren. Entsprechend wurden die Empfehlungen der Studie den jeweiligen Gruppen zugeordnet und Akteuren aus der Praxis angeraten, sich bei Konzeption und Bewerbung des Beteiligungsformats Gedanken über die Zielgruppe zu machen.

  • Die „Jugendlichen Kooperativen“ wünschen sich, durch die Teilnahme an einem Beteiligungsformat am gesellschaftlichen bzw. politischen Diskurs sowie zugehörigen Entscheidungsfindungen mitreden und mitwirken zu können. Sie möchten die Stimme der Jugendlichen professionell und institutionalisiert vertreten und in direkten Austausch und Kontakt mit politischen Entscheidungsträger*innen treten. Diese Gruppe wünscht sich einen gewissen Grad an Entscheidungsfreiheit, feste unterstützende personelle Ressourcen sowie einen direkten Austausch mit Entscheidungsträger*innen.
  • Die Gruppe der „Jugendlichen Aktivisten“ motiviert sich insbesondere dadurch, dass sie die „Politik der Erwachsenen“ durch konkrete Aktionen (wie bspw. Demonstrationen, Informations- oder Bildungsangebote oder Workshops) flankieren und ein Angebot von Jugendlichen für Jugendliche schaffen möchten. Hierbei zielen sie darauf ab, unmittelbar Einfluss etwa auf die öffentliche Meinung zu nehmen und Veränderungen zu bewirken. Diese Gruppe wird durch konkrete Aktionen angesprochen, mit denen sie Einfluss auf die öffentliche Meinung nehmen möchte. Sie wünscht sich ein hohes Maß an Entscheidungsfreiheit zur Umsetzung praktischer und kreativer Aktionen.

Konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis

Für jeden der acht Erfolgsfaktoren wurden zielgruppengerechte Handlungsempfehlungen abgeleitet, die aufzeigen, was Beteiligungsinitiierende (Erwachsene sowie Jugendliche) bei der Gestaltung eines Beteiligungsformats beachten sollten.  Übergeordnet stellt die Studie ebenfalls drei Empfehlungen aus, um Jugendliche für Beteiligungsformate zu gewinnen:

  • Adressierte Zielgruppen klar abgrenzen: Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass sich unterschiedliche Zielgruppen in gemeinsamen Beteiligungsformaten gegenseitig befruchten und voneinander lernen, verdeutlichen die Interviews jedoch, dass allzu große Unterschiede im Vorwissen und auch im intrinsischen Motivationsniveau zu Frustration bei allen Beteiligten führen können.
  • Relevante Kanäle für die Ansprache identifizieren und bespielen: Die Analyse zeigte, dass sich gerade nachhaltigkeitsdistanzierte Jugendliche eher passiv über Nachhaltigkeitsthemen informieren und Social-Media-Kanäle, wie Youtube oder Instagram, als Informationsmedien nutzen. Auch die bereits beteiligten Jugendlichen berichten, häufig über Social Media auf ein Format aufmerksam geworden zu sein. Die Ansprache über diese Kanäle scheint also das Mittel der Wahl dafür zu sein, Jugendliche (unabhängig von ihrem Hintergrund) zu erreichen und für ein Beteiligungsformat zu gewinnen.
  • Bewerbungsformalitäten der jeweiligen Zielgruppe anpassenDie Interviews zeigen, dass aufwändige Bewerbungsprozesse besonders die Jugendlichen ansprechen, die ohnehin eine hohe intrinsische Motivation aufweisen, an einer Beteiligung teilzunehmen. Der Breite der Jugendlichen, die bislang ggf. noch gar nicht in Erwägung gezogen hat, sich im Bereich ⁠Nachhaltigkeit⁠ zu engagieren, muss die Teilnahme einfach gemacht und jede Form der Hürde genommen werden.

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