Erdüberlastungstag: Ressourcen für 2022 verbraucht
Erdüberlastungstag
Würden die Ressourcen der Erde zu gleichen Anteilen auf alle Länder gemäß der Zahl ihrer Einwohnerinnen und Einwohner verteilt, hätte Deutschland seinen Anteil im Jahr 2022 bereits Anfang Mai aufgebraucht, so Berechnungen des Global Footprint Network. Ab jetzt leben die Deutschen demnach auf Kosten anderer Länder bzw. auf Kosten zukünftiger Generationen. Auf die globale Bevölkerung hochgerechnet, bräuchte der deutsche Lebensstil die Landfläche von über drei Erden. Das heißt, dass wir in Deutschland die Natur dreimal so schnell nutzen, wie sich Ökosysteme regenerieren können – mit vielfältigen Folgen für die Umwelt, wie unter anderem Klimawandel, Artensterben oder schrumpfende Wälder.
Die Organisation Global Footprint Network berechnet den Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) mithilfe des ökologischen Fußabdrucks. Dieser ist ein Indikator für die Nutzung der biologischen Kapazität und Regenerationsfähigkeit und für die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt. Denn die Ressourcen auf der Erde sind endlich: Wir stoßen beispielsweise mehr Kohlendioxid aus, als Wälder und Ozeane absorbieren können, fischen intensiver als sich die Bestände erholen und fällen mehr Bäume als nachwachsen. Der Earth Overshoot Day markiert also das Datum, an dem die Nachfrage der Menschheit nach ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen in einem bestimmten Jahr das übersteigt, was die Erde in diesem Jahr regenerieren kann. Im Jahr 2021 fiel dieser Tag auf den 29. Juli, dieses Jahr am 28. Juli.
Deutschland muss mehr tun
Der deutsche Erdüberlastungstag macht deutlich, dass Deutschland weit davon entfernt ist, als ökologisches Vorbild für andere Staaten zu gelten. Vielmehr muss gerade Deutschland sowohl Umfang als auch Tempo beim Umwelt- und Klimaschutz erhöhen. Das Umweltbundesamt hat in seiner Studie „Wege in eine ressourcenschonende Treibhausgasneutralität“ (Rescue-Studie) herausgearbeitet, wie dies gelingen kann. So sollten vor allem die deutschen Minderungsziele für Treibhausgasemissionen bis 2030 von 55 auf 70 Prozent angehoben werden, um die deutsche Klimapolitik auf den in Paris 2015 beschlossenen 1,5-Grad-Pfad zu bringen.
Mit dem ökologischen und CO2-Fußabdruck Bilanz ziehen
Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks und der damit ermittelte deutsche Erdüberlastungstag sind trotz gewisser methodischer Mängel ein wichtiges Hilfsmittel, um jenseits der vielen Einzelmaßnahmen und Einzelindikatoren ein Gesamtbild über die Nachhaltigkeit unserer Lebensweise zu erhalten. Wo stehen wir? Wie viel Anstrengungen müssen wir noch für eine nachhaltigen Lebensweise unternehmen? Hierfür liefert der Erdüberlastungstag eine wichtige Orientierungsmarke, sowohl für die Politik als auch für Verbraucherinnen und Verbraucher. Er hilft, den Blick auf die „Big Points“ unseres ressourcenintensiven Lebensstils zu lenken: Die fossile Energieerzeugung mit Kohle und Erdgas, die Auto- und Flugmobilität, der Energieverbrauch im Gebäudesektor und das Konsumniveau tierischer Produkte. Das Umweltbundesamt unterstützt Verbraucherinnen und Verbraucher hierbei mit dem CO2-Rechner, der eine detaillierte Analyse zum persönlichen Fußabdruck ermöglicht.
Rahmenbedingungen ändern
Für Verbraucherinnen und Verbraucher empfiehlt sich im Kleinen die gleiche Strategie wie für die Politik im Großen: Die Rahmenbedingungen sollten so geändert werden, dass klimafreundliche und ressourcenschonende Lebensweisen sich leichter von selbst einstellen. Das fängt mit der eingeschraubten Sparbrause in der Dusche an, die automatisch den Warmwasserverbrauch reduziert und damit viel Geld und CO2 einsparen kann. Weitere Beispiele für geänderte Alltagsrahmenbedingungen sind der Umstieg auf Ökostrom, das grüne Bankkonto, die Carsharing-Mitgliedschaft oder das E-Auto, die eigene Solaranlage und das gut gedämmte Haus. Diese Maßnahmen führen dauerhaft zu einem klimafreundlicheren und ressourcenschonenderen Lebensstil, ohne dass darüber ständig im Alltag nachgedacht werden muss.
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