Öko-Institut: Effektive Wohnraumnutzung schützt das Klima
Forschende vom Öko-Institut, dem Isoe – Institut für sozial-ökologische Forschung und dem Ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung haben gemeinsam mit dem Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen ein Beratungs- und Unterstützungskonzept für ältere Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer entwickelt.
Erhebliches Potenzial für den Klima- und Ressourcenschutz
Eine Umfrage im Projekt zeigte: Viele Menschen sind nicht abgeneigt, anders zu wohnen. „Etwa Dreiviertel der Befragten mit Eigenheim können sich grundsätzlich einen Umzug in eine altersgerechte barrierefreie Wohnung oder in ein kleineres Haus vorstellen“, sagt Immanuel Stiess vom Isoe. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten im Alter ab 55 Jahren gab an, über ungenutzte Räume im eigenen Haus zu verfügen. Etwa ein Drittel der Befragten wohnen in einem Haus, das über eine abgeteilte weitere Wohnung verfügt – 60 Prozent dieser Wohnungen sind nicht vermietet, „Hier besteht erhebliches Potenzial für den Klima- und Ressourcenschutz“, sagt Projektleiterin Dr. Corinna Fischer vom Öko-Institut. „Damit kann ein Neubau eingespart werden und somit Energie und Ressourcen“.
In 60 Prozent der Eigenheime wohnen eine oder zwei Personen
Im Jahr 2018 besassen mehr als ein Drittel der deutschen Haushalte ein Ein- oder Zweifamilienhaus. 60 Prozent dieser Eigenheime werden von einer oder zwei Personen bewohnt, fast immer von Menschen in der Nachfamilienphase. Ihre Wohnflächen sind überdurchschnittlich gross und der energetische Standard niedrig. Das schadet dem Klimaschutz. Gleichzeitig entstehen an den Ortsrändern Neubaugebiete. Diese Gebiete benötigen neue Infrastruktur, verbrauchen neue Flächen und bringen Erschliessungskosten mit sich.
Die Orientierungsberatung
Die Forschenden haben ein Konzept zur Wohnraummobilisierung in Kommunen entwickelt. „Das Herzstück ist eine Orientierungsberatung, die wir im Projekt erprobt haben“, sagt Lars-Arvid Brischke vom Ifeu. Eine Beraterin oder ein Berater kommt nach Hause, schätzt den Zustand des Gebäudes ein und ermittelt mit den Ratsuchenden Wohnwünsche und Wohnkriterien für das Alter. Darauf aufbauend werden verschiedene Wohnmöglichkeiten vorgestellt, priorisiert und erste Schritte dorthin festgelegt.
Handreichung erklärt praktische Umsetzung
Eine wichtige Voraussetzung, um Bewegung in die Nutzung von vorhandenen Wohnflächen zu bringen, ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit: „Damit die Wohnraummobilisierung funktioniert, muss die Orientierungsberatung von den Kommunen beworben und von weiterführenden Angeboten, wie einer Finanzierungs- oder Umbauberatung, flankiert werden,“ sagt Corinna Fischer. Vor allem aber muss geeigneter Wohnraum für ältere Menschen geschaffen werden.
Das gesamte Konzept ist in der Handreichung ‚Wohnraummobilisierung – gut für Menschen, Kommune und Klima‘ dargestellt. Sie zeigt in sechs Schritten, wie geeignete Zielgruppen auf ihr vorhandenes Wohnraumpotenzial angesprochen werden können und richtet sich an alle, die einen kommunalen Beratungsprozess initiieren und institutionalisieren können: an die Kommunalpolitik, an die Verwaltung, an Beratungsinstitutionen und beispielsweise Verbände. Auch ein Erklärfilm, der die Zusammenhänge hinter einer bedürfnisorientierten Wohnraumnutzung veranschaulicht, und weitere Materialien stehen Interessierten zur Verfügung.
Leitfaden Wohnraummobilisierung – gut für Menschen, Kommune und Klima >>
Website zum Projekt ‚Lebensräume‘ >>
Erklärfilm zur Wohnraummobilität und Orientierungsberatung >>
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