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Plastikverpackungen vermeiden und reduzieren – im Handel und beim Konsum

Die Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt. Quellen, Senken, Lösungsansätze“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA) geht nun zu Ende. Am 20./21. April 2021 fand die online-Abschlusskonferenz statt.

Neben Projekten etwa zu Mikroplastik im Meer und in heimischen Gewässern, Recycling, Bioabbaubarkeit etc. waren bei der Abschlusskonferenz der Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt. Quellen, Senken, Lösungsansätze“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Projekte aus dem Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung mit dabei, die sich vor allem mit Strategien der Vermeidung und Reduktion von Plastikverpackungen bei Lebensmitteln und Textilien in Konsum, Handel und Produktion sowie mit Plastikeinträgen etwa in Entwässerungssysteme aus Haushalten, Unternehmen und Straßenverkehr (Reifenabrieb) beschäftigten.

Beispielhaft seien hier die Forschungsprojekte VerPlaPoS und Innoredux aus dem Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung kurz dargestellt:

VerPlaPoS: Verbraucherreaktionen bei Plastik und dessen Vermeidungsmöglichkeiten am Point of Sale, abgeschlossen März 2021 (Koordinator: Dr. Thomas Decker, Stadt Straubing, mit zahlreichen Wissenschafts- und Praxispartnern)

Der Verbraucher als Käufer von Produkten, die aus Plastik bestehen oder mit diesem verpackt sind, spielt eine entscheidende Rolle für den Plastikkonsum in Deutschland. Ein kompletter Verzicht auf Plastik im Alltag ist nur mit hohen Einschränkungen bzw. gar nicht möglich. Außerdem ist vielen Konsument*innen nicht klar, wie viel Plastik sie durch den Kauf eines Produktes in Umlauf oder in die Umwelt bringen. Der Einsatz von Kunststoffen kann aber von Konsumenten durch gezielte Wahl des Produkts am Point of Sale (PoS) beeinflusst werden (z.B. Wahl von kunststofffreien Produkten). Vor diesem Hintergrund untersuchte das Projekt, inwiefern Verbraucher*innen durch Kaufentscheidungen am PoS das Entstehen von Kunststoffabfällen vermeiden können und inwiefern zum Beispiel durch verschiedene Vermeidungsstrategien hierbei Hilfestellung geleistet werden kann. Dies wird exemplarisch an den Anwendungen „Lebensmittelverpackung“ und „Bekleidungstextilien“ untersucht.

Einige Ergebnisse:

  • Der Preis, fehlende lokale Strukturen, Mehraufwand, Routinen, der Mangel an Alternativen sowie die Relevanz anderer Kaufkriterien erschweren die Einsparungen von Kunststoffverpackungen für Konsument*innen am PoS.
  • Vor allem die Recyclingfähigkeit hat eine große Bedeutung bei der ökologischen Bewertung von verschiedenen Verpackungsalternativen. Schwer trennbare Materialmixe sind zwar prinzipiell technisch recycelbar, jedoch ist der sehr hohe Aufwand in der Praxis bisher nur begrenzt finanziell darstellbar.
  • Die „Verringerung von Plastikverpackungen“ spielt für Verbraucher*innen meist nur eine untergeordnete Rolle beim Einkauf von Lebensmitteln. Eine Ausnahme: Obst und Gemüse: Ein Großteil der Verbraucher*innen griff bei Versuchen zu einer als nachhaltiger gekennzeichneten Verpackungslösung, obwohl diese etwas teurer war.
  • Verbraucher*innen wissen oftmals nicht, dass entlang der Wertschöpfungskette von Bekleidung eine große Menge an (Plastik)- Verpackungen anfällt. Weil die Verpackungen am Point of Sale zumeist nicht mehr sichtbar sind, können Verbraucher*innen das Verpackungsaufkommen beim Kleiderkauf kaum wahrnehmen oder gar beeinflussen.
  • Daher müssen Plastikverpackungen insbesondere vor dem Point of Sale reduziert werden. Dies kann durch eine systematische Prozessoptimierung, Mehrwegtransportboxen und Alternativen zum klassischen Polybeutel erreicht werden.
  • Das hohe Aufkommen von Plastikverpackungen entlang der textilen Wertschöpfungskette bietet Potenzial für ein hochwertiges Recycling, welches bislang nicht genutzt wird.

 

Website: http://www.plastikvermeidung.de

Innoredux: Geschäftsmodelle zur Reduktion von Plastikmüll entlang der Wertschöpfungskette: Wege zu innovativen Trends im Handel, Abschluss 2022 (Koordinator: Dr. Frieder Rubik / IÖW mit Dr. Andreas Denzel / ifeu und vielen Praxispartnern).

Idee und Ziel von Innoredux ist es, in einem Reallaborforschungsansatz innovative, ökologisch vorteilhafte Verpackungslösungen im Distanz- und stationären Handel kooperativ zu erarbeiten und umzusetzen, um Verpackungseinsatz und -aufkommen, besonders aus Plastik, entlang der Wertschöpfungskette zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Im Fokus steht die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle des Handels zur Abfallvermeidung und -reduktion, die in Heidelberg zusammen mit Handel und Zivilgesellschaft erprobt werden. Das Projekt beschäftigt sich mit den vier Warengruppen: Lebensmittel, Kosmetika, Büroartikel und Textilien.

Einige Ergebnisse:

Innovationen und Ansätze auf dem Verpackungsmarkt:

  • Reduktionsansatz: Anpassungen der Gebindegröße oder des Produktvolumens), die Einführung von wiederverwendbaren Verpackungen sowie der Verpackungsverzicht.
  • Substitutions-, Design- und Serviceansätze: z. B. Einsatz von Rezyklaten oder alternativer Werkstoffe, transformiertes, neuentwickeltes Verpackungsdesign oder Serviceleistungen: z.B. Maßnahmen zur Retourenvermeidung oder Bereitstellung von Informationen über umweltfreundliche Verpackungen und deren Entsorgung.
  • Sekundär- und Kontextstrategien, etwa Mehrfachverwendungen von genutzten Verpackungen oder Angebot von Reparaturdienstleistungen.
  • Es besteht die Gefahr, dass Verbraucher*innen die Umweltfreundlichkeit von Verpackungen falsch einschätzen. Eine wichtige Rolle spielt die mediale Berichterstattung, die teilweise dazu führt, dass Verpackungslösungen präferiert werden (z. B. Einwegglas versus Verbundkarton), die ökobilanziell betrachtet nicht als vorteilhaft gelten können. Daher sind reine Substitutionsansätze ohne eine ökobilanzielle Abschätzung nicht ausreichend. Diese sollte zumindest kursorisch durchgeführt werden.
  • Ökobilanzen weisen darauf hin, dass bei verpackungsarmen Lösungen (z. B. Unverpackt-Ansätze) die ökologischen Hebelwirkungen vor allem im Bereich der Anlieferung zur Verkaufsstelle sowie im Zwischenhandel zu finden sind. Neben den etablierten Einzelhändlern sind Start-Ups, etwa Unverpacktläden, mit Innovationen auf dem Markt präsent und sorgen für Wettbewerbsdruck.
  • Kommunen leiden unter dem Littering von Verpackungen. Obwohl deren Handlungsreichweite begrenzt ist, lassen sich Möglichkeiten benennen, Handel und Gewerbe sowie der Kundschaft Impulse zur Reduktion des Plastikeinsatzes zu geben.
  • Aus einer Umfrage im Rahmen des Projektes ergab sich, dass etwa drei von vier Kund*innen von Unverpacktläden insbesondere den Herstellern und dem Gesetzgeber eine sehr große Verantwortung zur Verpackungsreduzierung zuweisen.

 

Webseite: www.plastik-reduzieren.de

Die Dokumentation der Abschlusskonferenz der Fördermaßnahme „Plastik in der Umwelt. Quellen, Senken, Lösungsansätze“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und Ergebnisse aller 20 Projekte der Fördermaßnahme sind auf dieser Website dargestellt.

Der Tagungsband zur Veranstaltung mit einzelnen Projektergebnissen ist online verfügbar: Abschlusskonferenz des Forschungsschwerpunkts „Plastik in der Umwelt“ am 20./21. April 2021


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