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Studie zeigt: Weiterhin sehr hohes Aufkommen von Abfällen in der Umwelt

Das achtlose Entsorgen von Abfällen im öffentlichen Raum, das sogenannte „Littering“, ist ein weit verbreitetes Phänomen und zieht erhebliche ökologische, ästhetische und ökonomische Folgen nach sich. Im Rahmen einer vom Umweltbundesamt beauftragten Studie wurden Daten zu Arten, Mengen und Vorkommen gelitterter Abfälle erhoben und Handlungsansätze für eine Verminderung des Litteringaufkommens betrachtet.

Mit der zunehmenden Lockerung der coronabedingten Beschränkungen strömen wieder mehr Menschen in die Grünanlagen und Innenstädte und hinterlassen auch dort ihren Müll. Die Restaurants sind vielerorts noch geschlossen, so dass häufig auf Speisen und Getränke, verpackt für den „Unterwegskonsum“, zurückgegriffen wird. Leider finden nicht alle Abfälle anschließend ihren Weg in die bereitgestellten Abfallbehälter. 

Doch auch unabhängig von den coronabedingten Auswirkungen stellt das achtlose Entsorgen von Abfällen im öffentlichen Raum, das sogenannte „Littering“, ein weit verbreitetes Phänomen dar und bringt erhebliche ökologische, ästhetische und ökonomische Folgen mit sich. Im Rahmen einer vom Umweltbundesamt beauftragten Studie, die von der Zeus GmbH in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut e.V. durchgeführt wurde, wurden Daten zu Arten, Mengen und Vorkommen gelitterter Abfälle erhoben und Maßnahmen, Instrumente und Handlungsansätze für eine Verminderung des Litteringaufkommens betrachtet. 

Wie hat sich das Litteringaufkommen entwickelt?

Die Auswertungen der in dem Vorhaben durchgeführten Onlinebefragung zeigen, dass das Litteringaufkommen in den letzten fünf Jahren zugenommen hat. Zu dieser Einschätzung kommen 58% der deutschlandweit befragten Expertinnen und Experten. Bei einem Vergleich mit einem Zeitraum von vor zehn Jahren geben 62% der Befragten an, eine Zunahme des Litterings zu verzeichnen. Knapp ein Drittel schätzt zudem, dass der im Rahmen der regulären Straßenreinigung aufgenommene Anteil des Litters mittlerweile zwischen 10 bis 25 % beträgt. 

Unter den TOP 3 der am häufigsten gelitterten Abfallarten finden sich Kunststoff- / Verbundmaterialien (57%), Kunststoffabfälle (49%) sowie Sperrmüll (43%).  

Gefragt nach der Häufigkeit gelitterter Gegenstände werden von den Befragten Zigaretten (75%), Einweggetränkebecher (71%) und Kaugummis (68%) sowie Einwegverpackungen (59%) am häufigsten im Litter ausgemacht. Im Sperrmüll sind zudem häufig Elektrogeräte zu finden.  

Welche Maßnahmen werden getroffen, um den Umfang des Litterings zu reduzieren?

Auf europäischer Ebene wird das Thema in Anbetracht der massiven Verschmutzung der Meere durch Abfälle mit der Richtlinie 2019/904/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juni 2019 über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt (Einwegkunststoffrichtlinie) angegangen. Auch die europäische Abfallrahmenrichtlinie 2008/98/EG, zuletzt geändert durch Richtlinie (EU) 2018/851, fordert von den EU-Mitgliedstaaten, geeignete Maßnahmen zur Reduzierung des Litterings zu ergreifen. Als erster Schritt zur Umsetzung der Einwegkunststoffrichtlinie wurde am 22.4.2020 der Referentenentwurf zur Einwegkunststoffverbotsverordnung vom Umweltministerium veröffentlicht. 

Maßnahmen, die auf eine Verringerung des Litteringaufkommens zielen, sind breitgefächert. Sie umfassen neben den Verboten auch solche, die einen direkten Einfluss auf das Litteringaufkommen ausüben, wie z.B. Sensibilisierungs– und Bildungsmaßnahmen, oder indirekt wirken, da sie z.B. durch einen überwiegend abfallvermeidenden Charakter einen Einfluss auf die Möglichkeiten des Litterings nehmen. Hierzu zählen insbesondere produktbezogene Maßnahmen, wie die Stärkung von Mehrweg- und Pfandsystemen, die Reduzierung von Einweglebensmittelverpackungen und Einwegtragetaschen oder ein optimiertes Produktdesign. 

Viele Städte und Kommunen in Deutschland haben bereits in den vergangenen Jahren Maßnahmen gegen Littering durchgeführt. Häufig wird dabei neben abfalllogistischen Maßnahmen, wie der Ausweitung der Anzahl und des Volumens der Abfallbehältnisse, einer Erhöhung der Leerungsintervalle und dem Design der Behälter, auch auf Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit gesetzt. Hier kommt insbesondere den Abfallberatungen eine zentrale Rolle zu, die sie jedoch nur im Rahmen der vorhandenen Ressourcen wahrnehmen können.

Zuletzt wurden in einigen Kommunen auch die Bußgeldrahmen für das nicht ordnungsgemäße Entsorgen von Abfällen angepasst und vermehrt Entsorgungsüberwacher oder sogenannt „WasteWatcher“ eingesetzt, um die Stadtsauberkeit zu verbessern.

In Anbetracht des Litteringaufkommens wird der Bedarf an weiteren Maßnahmen jedoch nach wie vor als sehr hoch eingeschätzt. Mehr als Dreiviertel der Expertinnen und Experten sehen hier weiteren Handlungsbedarf. Die europäische Rahmensetzung sollte daher genutzt werden, um Maßnahmen gegen Littering in Deutschland ambitioniert umzusetzen. 


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