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Umweltbundesamt

UBA-CO₂-Rechner: Datengrundlagen und Nutzerstudie veröffentlicht

Mit dem UBA-CO₂-Rechner wurden in den letzten drei Jahren weit über eine Million persönliche CO₂-Bilanzen erstellt. Doch wie berechnet der Rechner diese Bilanzen? Was sind die Datenquellen und Annahmen dahinter? Und was beeinflusst die CO₂-Bilanz der Nutzer*innen am stärksten? Zwei neue UBA-Berichte geben hierüber Auskunft.

Einfache Eingabe, komplexe Datengrundlagen und -berechnungen

Mit dem ⁠UBA⁠-CO₂-Rechner kann jede*r den persönlichen CO₂-Fußabdruck bestimmen. Das Ausfüllen ist relativ einfach und in 10 bis 20 Minuten erledigt. Komplex sind hingegen die Annahmen und Berechnungen, die dem CO₂-Rechner zugrunde liegen. Diese werden im Bericht „Der UBA-CO₂-Rechner für Privatpersonen: Hintergrundinformationen“ ausführlich dargestellt.

Die CO₂-Emissionen für Stromverbrauch und Heizung lassen sich anhand der Jahresabrechnungen mittels Emissionsfaktoren noch einfach bestimmen. Die Ermittlung der Emissionen einer Flugreise hingegen benötigt Annahmen über die Auslastung des Flugzeugs auf dieser Strecke, die Zuladung mit Waren und den genutzten Maschinentyp. Dabei kann der UBA-CO₂-Rechner auf eine große Datenbank über den realen Kerosinverbrauch von über 450 Flugzeugtypen zugreifen.

Bei der CO₂-Bilanzierung der individuell konsumierten Lebensmittel kommt die exakte Erfassung des persönlichen Konsums allerdings an seine Grenzen, ebenso bei der Betrachtung von langlebigen Gebrauchsgütern. Die Zahl der Produkte ist zu groß und die Nutzungsdauer zum Zeitpunkt von Kauf und Gebrauch unbekannt, aber hoch relevant für die Bestimmung der CO₂-Emissionen pro Jahr. Der Rechner geht deshalb hier von Durchschnittswerten aus, die aus der umweltökonomischen Gesamtrechnung des Statistischen Bundesamtes abgeleitet und über Abfragen im CO₂-Rechner, wie die monatlichen Ausgaben, dann individuell nach oben oder unten korrigiert werden.

Mehr als nur ein einfacher CO₂-Rechner

Diesen vielfältigen Berechnungsherausforderungen begegnet der UBA-CO₂-Rechner auch mit verschiedenen Tools, die im Hintergrundbericht näher erläutert werden:

Im Schnellcheck erhalten Nutzende bereits mit 11 Fragen eine erste Schätzung über ihren CO₂-Fußabdruck und auch ein erstes Gefühl für die „Big Points“, also die größten Stellschrauben, der persönlichen CO₂-Bilanz. Die Werte werden automatisch auch für die ausführliche CO₂-Bilanz übernommen. Mit der Aktualisierungsfunktion können CO₂-Emissionen von Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel Autofahrten oder Flugreisen, ermittelt werden.

Neben den CO₂-Emissionen zeigt der UBA-CO₂-Rechner auch Vermeidungsleistungen bei sich selbst und bei anderen auf. Diese werden nicht mit der eigenen Bilanz verrechnet, zeigen aber, in welcher Höhe CO₂-Einsparungen durch das eigene Verhalten bereits realisiert werden, etwa durch Investitionen in den Bau von Windparks.

Mit dem ⁠Szenario⁠-Tool projiziert der UBA-CO₂-Rechner die individuelle Bilanz in die Zukunft und ordnet sie in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext ein. Basierend auf umweltpolitischen Szenariostudien wird mittels Fragen zum zukünftigen persönlichen Verhalten und der Akzeptanz politischer Maßnahmen ein individuelles Szenario ermittelt und dargestellt.

UBA-CO₂-Rechner als wissenschaftliches Erhebungsinstrument

Der UBA-CO₂-Rechner hat schließlich auch ein Zusatztool für wissenschaftliche Befragungen. Dies kann im Rahmen von wissenschaftlichen Studien als Befragungsinstrument eingesetzt, aber auch unabhängig davon von allen Nutzer*innen bei der Ergebnisdarstellung der CO₂-Bilanz ausgewählt werden.

Im Bericht „Der UBA-CO₂-Rechner als wissenschaftliches Erhebungsinstrument: Persönliche Bilanzen als Datenpool für die Forschung“ wurden 1.700 durch die Nutzenden explizit zur Verfügung gestellte Bilanzen aus dem Zeitraum von 15.10.2020 bis 31.12.2020 ausgewertet. Der Datensatz war nicht repräsentativ. Die Bilanzen stammten vor allem von bereits für ⁠Klimaschutz⁠ sensibilisierten männlichen Nutzern mit (Fach-)Hochschulabschluss im Alter von 30 bis 59 Jahre und einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von über 4.000 Euro. Trotzdem konnte die Studie typische Zusammenhänge bestätigen (siehe Abbildungen), unter anderem:

  • Mobilitäts- und Konsumemissionen nehmen mit dem Haushaltseinkommen deutlich zu.
  • Mobilitätsemissionen nehmen mit steigender Haushaltsgröße zu.
  • Männer weisen höhere Mobilitätsemissionen (wegen höherer ⁠Fahrleistung⁠) und höhere Ernährungsemissionen (wegen höherem Fleischkonsum) auf als Frauen.

Im Kern bestätigt die Studie, dass es sich beim Datensatz des UBA-CO₂-Rechners um einen validen Datensatz handelt, der weiteren wissenschaftlichen Zwecken nutzbar gemacht werden kann. Der große Vorteil des Datensatzes ist es, dass sowohl aggregierte Informationen (zum Beispiel Emissionen an CO₂-Äquivalenten (CO₂e)) für die relevanten Konsumfelder vorliegen, als auch detaillierte Variablen in großer Vielzahl. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, muss jedoch auch die Stichprobe kontrolliert werden, was technisch mit dem UBA-CO₂-Rechner möglich ist.


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